Fördermitglied im Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg e. V.
Mitglied in der Bundesvereinigung Logistik

Mobiles Menü öffnen Mobiles Menü schließen

Logistik Briefing VSL

Liebe Mitgliedsunternehmen,
sehr geehrte Damen und Herren,

Die Europameisterschaft ist beendet. Wir haben Spiele auf höchstem Niveau erlebt. Wie unsere Kicker haben auch wir uns für Sie ins Zeug gelegt. Zwei Tage nach dem Endspiel haben wir zu unserer Jahresmitgliederversammlung nach Stuttgart eingeladen. Das Haus der Wirtschaft bot eine tolle Kulisse für die Großveranstaltung mit 200 Besucherinnen und Besuchern. Unser Keynote-Speaker, Top-Ökonom Prof. Dr. Lars Feld, erläuterte, wie Deutschland durch Bürokratie und Kostenlasten gehemmt wird und zeigte auf, wie wir zu wirtschaftlicher Stärke zurückkehren können. Auch einen Bundesminister hatten wir zu Gast: Grünen-Spitzenpolitiker Cem Özdemir warb wie Feld für einen freien Handel und beklagte die langen Genehmigungsverfahren.

Am nächsten Tag folgte gleich das nächste Highlight: Gemeinsam mit den Dienstleistungsverbänden richtete der VSL das traditionelle politische Sommerfest am Schloss Rosenstein in Stuttgart aus. Wir kamen unter anderem mit Wirtschaftsministerin Dr. Nicole-Hoffmeister-Kraut und Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, sowie weiteren Abgeordneten ins Gespräch. Wir waren mit hoher Schlagzahl unterwegs und werden nicht nachlassen, uns für Sie und Ihre Interessen zu engagieren. Nun haben die Sommerferien in Baden-Württemberg begonnen. Sofern auch Sie eine Auszeit planen, wünschen wir einen schönen Urlaub und gute Erholung! Auch der Newsletter geht in die Sommerpause und erscheint das nächste Mal im September.

Ihr
Dr. Micha Lege
VSL-Präsident

Andrea Marongiu
VSL-Geschäftsführer

BELASTUNG REDUZIEREN, BÜROKRATIE ABBAUEN

Hochkarätige Referenten, tolle Location, guter Zulauf: Mit Prof. Lars Feld und Grünen-Politiker Cem Özdemir als Top-Speaker hat der VSL seine Mitgliederversammlung im Haus der Wirtschaft abgehalten.

Hohe Resonanz: Mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten interessiert den Ausführungen der Referenten zu Politik, Volkswirtschaft und Gewerbepolitik.

Die Speditions- und Logistikwirtschaft in Baden-Württemberg warnt eindringlich vor weiteren Belastungen. Sie fordert zudem einen entschlossenen Abbau von Bürokratie sowie mehr Mut zu Technologieoffenheit beim Bewältigen der Antriebswende. „Der Cocktail aus höheren Löhnen, Steuern, Lohnnebenkosten, Zinsen, erhöhter Inflation und Energiekosten sowie einem Höchststand bei den Bürokratiekosten ist nicht nur ungesund, sondern giftig“, erklärte VSL-Präsident Dr. Micha Lege Mitte Juli vor rund 200 Besucherinnen und Besuchern bei der Jahresmitgliederversammlung des Verbands im Haus der Wirtschaft in Stuttgart. Als hochrangige Redner aus Politik und Wirtschaft waren der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir (Grüne), sowie der Top-Ökonom Prof. Dr. Lars Feld, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg, dabei.

Zu den Hauptkostentreibern für Güterverkehr und Logistik zählen die zum 1. Dezember 2023 umgesetzte CO₂-Maut und der zum 1. Januar 2024 erhöhte CO₂-Preis. Erschwerend hinzu kommt laut VSL-Präsident Dr. Lege die Diskussion um eine Landesmaut in Baden-Württemberg. „Nach diesem kräftigen Schluck aus der Pulle durch die Ampel hätten wir uns auch bei der Landesmaut in Baden-Württemberg etwas mehr Fingerspitzengefühl erwartet“, sagte der Logistikunternehmer. Erheblich belastet sieht sich die baden-württembergische Logistikbranche auch durch eine ausufernde Bürokratie. Der VSL-Präsident forderte die Regierenden in Brüssel, Berlin und Stuttgart dazu auf, „eine Schneise durch den Wust unserer Bürokratie zu schlagen“. Ob CSRD-Berichtspflichten, Lieferkettensorgfaltspflichten-, Gebäudeenergie- oder Hinweisgeberschutzgesetz – die Regulierungswut koste die Wirtschaft viel Geld, nehme kein Ende und sei kaum mehr zu bewältigen.

Für eine Kurskorrektur plädiert der VSL auch bei der Antriebs- und Energiewende. Er wehrt sich dagegen, dass die Politik den Menschen nicht nur die Ziele, sondern auch den Weg dahin vorgibt. „Überwiegend E-Mobilität, keine Verbrenner“, brachte es Dr. Micha Lege auf den Punkt und appellierte an die politischen Verantwortlichen, technologieoffen zu bleiben. „Wir können die ganze Antriebswende nicht immer nur gegen den Verbrenner führen“, erklärte er und wies auf die Potenziale von HVO100 und E-Fuels für die Bestandsflotte hin. Sie könne annähernd CO₂-neutral betrieben werden. Die Politik müsse aber nicht nur fordern, sondern auch fördern, ergänzte der VSL-Präsident und erneuerte seine Kritik an der Streichung des KsNI-Förderprogramms beim Erwerb von klimaschonenden Lkw und Infrastruktur. „Das ist ein Unding! Man kann doch nicht die Lkw-Betreiber und -Hersteller in die Antriebswende treiben und dann den Stecker ziehen.“

DIE LOGISTIK LEBEN LASSEN

UBW und VSL Baden-Württemberg warnen vor Obergrenzen beim Flächenverbrauch. Allein für die Antriebs- und Energiewende brauche es weitere Flächen. Der Landtag lehnte Mitte Juli einen Volksantrag mehrerer Umweltverbände ab.

Die Logistikbranche ist auf Flächen dringend angewiesen. Im Raum Stuttgart ist kaum mehr ein geeignetes Gelände zu finden, weshalb es Unternehmen in andere Landkreise zieht – ob nach Heilbronn, Rottweil oder noch weiter weg. Umso wichtiger ist es dem VSL, der Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass Logistikflächen gerade auch in Ballungsräumen wichtig sind – sowohl für die Versorgung der Bevölkerung als auch für die Versorgung der Wirtschaft. „Stellen wir keine Logistikflächen in Baden-Württemberg zur Verfügung, geht uns die Logistik verloren, doch wir ernten den Verkehr“, erläuterte Geschäftsführer Andrea Marongiu kürzlich bei einer Anhörung im Landtag. Denn die Ware suche sich trotzdem ihren Weg. Optimal seien daher Logistikstandorte in Produktionsnähe, weil sie Transportwege und Emissionen reduzieren. Der Bedarf an Logistikflächen wird in den nächsten Jahren noch deutlich steigen, wie eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen (IIS) zeigt. Bis zum Jahr 2028 sagt sie einen Logistikflächen-Umsatz von 7,1 Millionen Quadratmeter voraus, was gegenüber 2024 einer Steigerung um 27 Prozent bedeutet.

Vor allem in Ballungsräumen suchen Logistikunternehmen händeringend Flächen. Vor wenigen Wochen hat die Spedition Brucker in Schwäbisch Gmünd einen Neubau mit 23.500 Quadratmeter Logistikfläche bezogen.

Die Anhörung im Landtag fand vor dem Hintergrund eines von Umweltorganisationen auf den Weg gebrachten Volksantrags statt. Gemeinsam mit mehr als 20 weiteren Organisationen will der BUND Baden-Württemberg den Flächenverbrauch begrenzen und die Hürden für das Ausweisen von Gewerbegebieten erhöhen. Die Organisatoren der Initiative „Ländle leben lassen – Flächenfraß stoppen“ hatten mehr als 53.000 Unterschriften gesammelt und dem Landtag übergeben. Der BUND und seine Mitstreiter berufen sich auf den Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Landesregierung von 2001. In ihm ist das Ziel verankert, den Flächenverbrauch auf zunächst 2,5 Hektar pro Tag zu reduzieren, bis 2035 ist sogar eine Netto-Null angestrebt.

Der Landtag hat den Volksantrag Mitte Juli abgelehnt – was der VSL und der Verband Unternehmer Baden-Württemberg (UBW) begrüßen. Beide erkennen die Notwendigkeit an, mit Flächen möglichst sparsam umzugehen. Doch verbindliche Obergrenzen für den Neuverbrauch lehnen sie strikt ab. „Für eine stabile wirtschaftliche Entwicklung brauchen wir ausreichend Flächen zur Ansiedlung von Unternehmen und zur Erweiterung bestehender Betriebe“, sagt UBW-Hauptgeschäftsführer Oliver Barta. Allein für die Energie-, Mobilitäts- und Wärmewende würden viele zusätzliche Flächen benötigt. Ferner gehe es um Flächen für die Verkehrsinfrastruktur sowie um Flächen für dringend benötigte Lkw-Parkplätze.

WORAUF ES BEI DER LADEINFRASTRUKTUR ANKOMMT

Bis 2040 will Baden-Württemberg CO₂-neutral sein. 2030 soll jede zweite Tonne batterieelektrisch bewegt werden. Dafür braucht es eine geeignete Ladeinfrastruktur.

­
WORAUF ES BEI DER LADEINFRASTRUKTUR ANKOMMT
­
Bis 2040 will Baden-Württemberg CO₂-neutral sein. 2030 soll jede zweite Tonne batterieelektrisch bewegt werden. Dafür braucht es eine geeignete Ladeinfrastruktur.
Immer mehr Flottenbetreiber nehmen Elektro-Lkw in ihre Fuhrparks auf. Bei der Disposition müssen sie aber Kompromisse machen, denn es fehlt für längere Einsätze bisher eine flächendeckende Ladeinfrastruktur. Die Verantwortlichen im Verkehrsministerium haben das erkannt und wollen den Ausbau eines Ladenetzes vorantreiben. Dazu haben sie die Plattform „E-Lkw-Ladeinfrastruktur – vom Konzept zur Umsetzung“ ins Leben gerufen, zu der sie Ende Juni alle relevanten Akteure ins Ministerium eingeladen haben. In ihrer Einschätzung bestätigt sieht sich die Hausleitung durch die Ergebnisse einer neuen Studie des Beratungshauses D-Fine mit dem Titel „Bedarfs- und Standortanalyse zum flächendeckenden Laden von E-Lkw in Baden-Württemberg“.

Demnach sind in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2027 insgesamt 1.800 zusätzliche Ladepunkte erforderlich, 6.350 sind es bis 2030 und 13.820 bis 2035. Laden Fahrer ihre Elektro-Lkw mangels Alternativen aktuell ganz überwiegend am heimischen Depot, könnten laut der Studie im Jahr 2030 schon ein Drittel der Ladevorgänge an öffentlichen Ladesäulen erfolgen. Die Verfasser von D-Fine weisen auch darauf hin, dass die aktuell zur Verfügung stehenden Lkw-Stellplätze nicht ausreichen, um genügend Ladeinfrastruktur aufzubauen. „Weitere Flächen in erheblichem Umfang müssten in Gewerbegebieten entlang von Bundesfernstraßen erschlossen werden, um den gesamten Bedarf künftig decken zu können“, erklärt das Landesverkehrsministerium. Minister Winfried Hermann (Grüne) betonte, dass bei der Transformation einer ausreichenden Ladeinfrastruktur eine Schlüsselrolle zukomme. „Diese Aufgabe kann die öffentliche Hand nicht alleine bewältigen“, gab er zu bedenken. Einen erheblichen Teil müssten die Unternehmen und Energieversorger leisten.

Was die Unternehmerseite angeht, nannte VSL-Geschäftsführer Andrea Marongiu bei der Veranstaltung einige Vorreiter aus dem Verband, die bereits seit mehreren Jahren mit Elektro-Lkw unterwegs sind. Auch der VSL gestaltet die Antriebswende aktiv mit und ist zum Beispiel Mitbegründer des Bündnisses Flottenumstellung von Nutzfahrzeugen. Das Ziel: Bis 2030 sollen mindestens die Hälfte der leichten und mittelschweren Lkw CO₂-neutral fahren. Marongiu pflichtete den anderen Akteuren bei, dass die größte Herausforderung bei der Umstellung auf klimaschonende Antriebe der Aufbau der erforderlichen Tank- und Ladeinfrastruktur ist. „Die Zeitziele des Landes sind aber teilweise zu ambitioniert“, sagt er. Denn gerade in der Anfangsphase seien Unternehmen aufgrund der hohen Anschaffungspreise und der betrieblichen Risiken auf eine entsprechende Förderkulisse angewiesen. Das KsNI-Förderprogramm sei aber leider dem Rotstift zum Opfer gefallen, was die Antriebswende ein Stück weit gebremst habe.

Drucken