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Routenoptimierung contra Zeitfenstermanagement

Das Dilemma Routenoptimierung contra Zeitfenstermanagement kennen viele Spediteure, darunter auch Gastgeber Roland Rüdinger, etwa bei Teilladungen auf kurzen Entfernungen: Nicht immer weiß ein Regionalspediteur, wie viel Zeit für Be- oder Entladung an den jeweiligen Rampen gebraucht wird. Dazu kommt das Risiko einer dynamischen Verkehrssituation. Beides sind für den Spediteur schlecht kalkulierbare Faktoren, die dazu führen können, dass das gebuchte Zeitfenster beim nächsten Empfänger nicht eingehalten werden kann. Die Folge ist entweder eine ungeplante Wartezeit für den Fahrer vor Ort – oder die Notwendigkeit, ein neues Zeitfenster für den Folgetag zu buchen und die Tour dann erneut anzutreten. „Teilladung und starre Zeitfenster passen einfach nicht zusammen“, sagte Rüdinger. Im Folgenden diskutierten die Referenten und die Praktiker im Forum über mögliche Lösungsansätze für das Problem. Thorben Rasche vom Anbieter Leogistics präsentierte etwa die cloudbasierte Supply Chain-Plattform myleo/dsc, die Telematikdaten vom Lkw und das Zeitfenstersystem verbindet und damit die Kommunikation zwischen Empfänger und Dienstleister verbessern soll.

Handel gibt sich bemüht

Um ein Problem zu lösen, müssen alle Seiten betrachtet werden – Oliver Jutz, verantwortlich für die Beschaffungslogistik des Lebensmitteleinzelhändlers Kaufland, stellte die Sicht des Handels dar. Der versuche, in der Hauptzeit zwischen 6 und 12 Uhr möglichst viele Rampen und damit auch Zeitslots zur Verfügung zu stellen – bei insgesamt 5.000 bis 8.000 Paletten am Tag keine leichte Aufgabe.
Ein Zeitfenstersystem hat auch der Flughafen Zürich für die ankommende Ware für die Shops und die Gastronomie. Laut Daniel Tanner, verantwortlicher Leiter für Betrieb & Prozesse, müssen nicht die Dienstleister die Kosten übernehmen. Die Slotgebühren trägt der Flughafen.

Lösung verlangt Kommunikation aller Beteiligten

Nach der Mittagspause und einem Rundgang durch die operativen Bereiche der Spedition sowie einer Vorführung des Ladungssicherungsspezialisten Allsafe lag das Augenmerk der Veranstaltung am Nachmittag auf Themen wie die IT. Benjamin Rheinberger, Manager Channel Sales bei der PTV Group, informierte über das Thema ETA, das eine dynamische Tourenoptimierung erlaubt. Klar wurde: Auf die Kommunikation aller Beteiligten an der Lieferkette kommt es an, soll eine Lösung an der Rampe gefunden werden. Ein Austausch ist dabei auch auf Datenebene notwendig, betonte Jens Tonne, Vorstand des IT-Anbieters Couplink. Er gehört zum Arbeitskreis Open Telematics, der softwareunabhängige Standards für den Austausch etwa von Telematikdaten schaffen will und damit eine Lösung für alle Unternehmen anstrebt. Er warb dafür, dass möglichst viele IT-Häuser und auch Anbieter von Zeitfenstersystemen sich an dem Austausch beteiligen.

Deutlich bessere Auslastung

Auch das Logistikunternehmen BTK aus Rosenheim nähert sich dem Thema effizientere Teilladung mit einer IT-Lösung, die im eigenen Haus programmiert wurde und auf einer Studienarbeit der Universität St. Gallen basiert. Geschäftsführender Gesellschafter Josef Heiß berichtete von einer positiven Entlastung der Dispo-Mitarbeiter und deutlichen Zugewinnen etwa bei der Auslastung.

In Zeiten wie diesen ist das in puncto Kapazität viel wert. Wer seine Ressourcen gut einsetzen will, kann auch auf den Systemverkehr setzen, so die beiden Geschäftsführer Vannessa Klonnek und Steffen Renner von der Teilladungssparte des Ladungsnetzwerkes Europäischer Ladungsverbund Internationaler Spediteure (Elvis). 150 angeschlossene nationale und 30 internationale Partner kooperieren hier. Um die 100 Linienzüge zu managen, die täglich im Zentralhub in Knüllwald ankommen, setzt das Netzwerk ebenfalls auf Zeitfenster.

Problematisches Urteil des Verwaltungsgerichts

Das Symposium beleuchtete aber auch einen weiteren Aspekt, der eine große Herausforderung für den Teilladungsmarkt darstellt. Aufgrund neuer Kabotageregelungen im EU-Mobilitätspaket I gab es 2021 ein wegweisendes Urteil des Verwaltungsgerichts Köln, das Stefan Brötz, Rechtsanwalt und Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Spedition und Logistik Baden-Württemberg (AVSL), bei dem Symposium erläuterte. Das Urteil könnte die Organisation der Teilladungstouren erheblich umkrempeln, weil damit in bestimmten Konstellationen Kabotagefahrten durch ausländische Frachtführer eingeschränkt werden könnten.

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